Kochen und Musik

Bild 26.08.14 um 08.48


Beim Confieren der geschmacklich etwas müden Tomaten für den Brotsalat aus dem letzten Blog-Eintrag, kam ich so ins Überlegen:

Menschen, die sich intensiv mit Kochen beschäftigen, neigen gelegentlich dazu, die Qualität der einzelnen Rezept-Zutaten extrem in den Vordergrund zu stellen. Ohne die hochwertigsten Produkte, gern wird hier immer das "beste native Olivenöl" ins Spiel gebracht, müsse man im Prinzip gar nicht erst mit dem Kochen beginnen.

Mit hochwertigen Produkten kann man tolle Gerichte zubereiten. Darüber muss man natürlich nicht diskutieren. Ich werde jedoch immer etwas nervös, da wir in unserer Gegend nicht unbedingt im kulinarischen Zentrum Europas leben. Meist ist es gar nicht so einfach, diese tollen Produkte zu besorgen. Da es beim Essen jedoch auch darum geht, ein tägliches Grundbedürfnis zu stillen, ist es einfach unmöglich, dieses durch Marktbesuche, lange Fahrten in Spezialitäten-Geschäfte oder Bestellungen im Internet zu organisieren. Es muss also eine Möglichkeit geben, aus den Zutaten, die man vor Ort bekommt, etwas Nahrhaftes und Geschmackvolles zu kochen.

Bild 07.09.14 um 15.13



Wenn das Produkt von guter Qualität ist, sollte man es nur so wenig wie nötig bearbeiten oder auch würzen. Ist die Qualität nicht so berauschend und entspricht also dem, was man in der Regel im Supermarkt bekommt, kann das Ergebnis immer noch sehr lecker werden. Es bedarf jedoch eines größeren Könnens bei der Zubereitung. Ist es mit viel Liebe zubereitet und fein abgeschmeckt, wird es genauso zu begeistern wissen.

Ein gutes Beispiel ist eine Kartoffel. Wenn ich eine richtig tolle Kartoffel habe, ich mag z. B. die Sorte Linda, koche ich sie einfach nur in etwas Salzwasser. Vielleicht etwas Butter dazu.

Bild 07.09.14 um 15.22


Bei Bratkartoffeln dagegen tritt der Eigengeschmack der Kartoffel durch die weiteren Zutaten wie Speck oder Zwiebeln und letztlich durch das Anrösten der Kartoffelscheiben in den Hintergrund. Richtig gute Bratkartoffeln sind gar nicht so einfach zuzubereiten und somit ist hierbei auch etwas mehr Kochkunst gefragt. Das Produkt tritt dabei etwas aus dem Fokus heraus und wird sozusagen ein wenig in den Hintergrund gedrängt. Man muss schon eine sehr feine Zunge (oder besser: einen feinen Riechkolben) haben, um bei Pommes Fritz oder Bratkartoffeln die Sorte heraus zu schmecken.

Das ist ein bisschen so, wie in der Pop-Musik: es gibt Geräte, da singt man komplett schief rein und die Gesangsmelodie kommt wunderbar harmonisch heraus. Kennt jemand noch den unsäglichen "Cher-Effekt"? Das Lied hieß "Believe" und das Gerät, welches diesen jodelnden Gesang produzierte, "Auto-Tune". Wer dieses Gerät bedienen kann, kann im Prinzip aus allem was zaubern. Leider geht beim Bearbeiten die feine Charakteristik der Stimme verloren. Am Ende klingt alles gleich.

Mit einem klassischen Klavier oder Gesang funktioniert dies deshalb nicht. Je reduzierter und natürlicher die Musik aufgenommen werden soll, desto besser muss das Ausgangsmaterial sein. Wer sich auskennt, hört eine Bearbeitung sofort.

Da zeigt sich auch wieder, dass Kochen und Musizieren gar nicht so weit auseinander liegen. Aber das nur nebenbei. Es zeigt auch, das im Leben nicht immer alles bis zur Perfektion getrieben werden muss - ich weiß, was meine Frau denkt: "Ja, ja, das sagt der Richtige!"

Selbst zu kochen, lohnt sich immer! Was auf dem Teller landet, muss nicht immer einem Klavierkonzert entsprechen. Alles zu seiner Zeit. Während der Autofahrten müssen wir z.B. immer N-joy hören, sonst äußern Kinder auf der Rückbank lautstark Protest.

Vielleicht ein kleines Fazit: hochwertige Produkte geschmacklich möglichst so lassen, wie sie sind. Kein Firlefanz. Wenn man jedoch mal nicht die besten Tomaten oder Kartoffeln bekommt, kann man diese mit kleinen Tricks aufwerten. Ein bisschen Salz, eine Prise Zucker, das hebt den Geschmack!