Fisch und Fleisch in Bestform

thumb_Image 13.08.15 at 16.06_1024


Bei der Planung unseres Sommerurlaubs habe ich vor Reisebeginn stets die verklärte Vorstellung von vielfältigen, kulinarischen Erlebnissen; ein Marktbesuch, Spezialitäten-Geschäfte oder wie bei unserer diesjährigen Reise an die Nordsee, Restaurants, die täglich fangfrischen Fisch anbieten.

Das ganze relativierte sich schnell vor Ort, denn nach einem Besuch am Strand war weit und breit das einzige Lokal eine etwas bessere Frittenbude, die sich auf das Öffnen von Eimern und Tüten spezialisiert zu haben schien. Das merkten wir jedoch erst, als die Teller serviert wurden.

Wir kamen also vom Strand, waren hungrig vom Baden und versuchten, die Kinder möglichst schnell an dem Imbiss vorbei zu lotsen. Mit einem perfiden Trick wurden wir in die Gaststätte gelockt, denn plötzlich stieg uns der Geruch von knusprig gebratenem Hähnchen in die Nase. Also landeten wir direkt an einem Tisch auf der Außenterrasse und suchten in der Karte vergeblich nach dem halben Hahn. Verdächtig war, dass es überhaupt kein Gericht mit Geflügel gab. Vermutlich gibt es irgendeinen Zusatz für Fritteusen, um den Fischgeruch des alten Fetts mit köstlichem Hühnchenduft zu überdecken.

Für eine Flucht war es leider zu spät, denn die Bedienung fragte schon, ob es etwas zu trinken sein dürfe.

thumb_Image 13.08.15 at 16.07_1024


Ich wundere mich, warum Küchenretter auf diversen Randgruppensendern komplizierte neue Gastronomiekonzepte für die vor dem Abgrund stehenden Kneipen entwerfen. Es kann so einfach sein: aus einigen, wenigen Komponenten lässt sich schnell eine komplette Menükarte zaubern.

Wir bestellten für unsere Tochter den Kinderteller namens „Knusperfisch“, Schnitzel mit Pommes für unseren Sohn, sowie zweimal Backfisch mit Kartoffelsalat für uns. Ich war schon froh, dass der Kinderteller nicht "Findet Nemo" oder "Arielle" hieß. Bis das Essen kam.

thumb_Image 13.08.15 at 16.08_1024


Es wurden uns folgende Kreationen serviert:

1. Kinderteller: 3 panierte Stückchen Material (Fisch?) in lustigen Formen: ein Anker, ein Schiff und - jetzt wird es total verrückt - ein Fisch.

2. Backfischteller: je ein frittiertes Brikett, wobei ich immer fasziniert bin, wie knusprig eine fettdurchtränkte Panierung sein kann. Beim Durchschneiden lief etwas Flüssigkeit heraus möglicherweise war die restliche weiße Masse darin sogar Fisch. Dazu Schnippelbohnen (aus Eimer 1) und Kartoffelsalat (aus Eimer 2).

3. Schnitzelteller: ein handtellergroßes paniertes Stück Material (Schwein?) in schnitzelähnlicher Form, dazu Pommes. Ich wette, es gibt nur sechs verschiedene Schnitzelformen* in den Schnitzelkartons. Wenn also jede Person einer Großfamilie an einem Tisch Schnitzel bestellt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, das zwei identische Formen serviert werden. Dies wird allerdings nur geübten Memory-Spielern oder Laminatverlegern auffallen. Noch obskurer wird es, wenn sich ein Stück des Schnitzels leicht mit der Gabel abtrennen lässt.

*Während meiner Zeit als Trommler ergab es sich, dass wir auf Tour nach den Konzerten regelmäßig bei einem bekannten Fast-Food Unternehmen eingekehrt sind. Aus Langeweile haben wir angefangen unsere bestellten Hühnchen Nuggets nach Formen zu sortieren: es gibt sechs.

thumb_Image 13.08.15 at 16.06_1024


Ich will nicht ungerecht sein: auf allen Tellern befand sich noch etwas Dekoration: eine halbe Scheibe Orange. Zudem bekamen wir für kleines Geld leckere Saucen: kleine Tütchen mit Ketchup und Majonnaise.

Die Kellnerin brachte schließlich die Rechnung über 52 € und fragte das obligatorische: „Hat es geschmeckt?“. Wir antworteten wie immer: „Ja, danke“, zahlten und gingen.

Als wir den Abend auf der Terrasse unseres Ferienhäuschens mit einem Glas Wein ausklingen ließen, fanden wir folgenden, ungewöhnlichen Hinweis auf der Flasche. Wir haben es jedoch trotz des sicher gut gemeinten Rats bei dem einen Gläschen belassen.

thumb_Image 13.08.15 at 16.10_1024