Aromen & Aromaten

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Ganz nach dem Motto: „wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus“ bekomme ich hin und wieder Mails, die mich auf falsche oder auch unsaubere Erklärungen in meinen Texten hinweisen.

Im Sinne meines Kampfes bezüglich der richtigen Verwendung von "Panierung" und "Panade", verzweifelt der Autor besagter E-Mail am intensiven Aromatisieren vieler Fernsehköche und leider wurde er auch auf diesem Blog fündig. So fing ich an, mich ein wenig mit dem Thema zu beschäftigen. Zurück in Schulzeit und der Welt der organischen Chemie.

Zuerst einmal die chemische Erklärung meines digitalen Brief-Freundes:

Aromatische Verbindungen oder Aromaten sind zyklische Kohlenwasserstoffe. Dabei wechseln sich Einfach- und Doppelbindungen ab. Diese Aromaten sind sehr stabil, oft krebserregend und entstehen nicht beim Anbraten. Selbst wenn man statt in Pflanzenöl in Diesel anbraten würde, ist das nicht zu erwarten.*

So weit so gut. Nun kommt jedoch die sprachliche Ebene zur wissenschaftlichen Erklärung. Die Firma Knorr hat vor Jahrzehnten den Namen "Aromat" schützen lassen und vertreibt unter diesem Begriff natürlich kein Benzol sondern eine Art Maggi-Pulver in Tüten. "Mit Aromat schmecken Ihre Speisen noch besser!" ist auf der Rückseite der Tüte zu lesen.

Die Tatsache, dass sich der Konzern den Begriff "Aromat" im Rahmen eines Nahrungsmittels schützen lassen konnte, deutet darauf hin, dass das Wort nichts damit zu tun hat. Ansonsten könnte sich ein Autokonzern das Wort "Auto" für seine Produkte sichern. Mein laienhafter, juristischer Menschenverstand sagt mir, dass dies Probleme gäbe.
Trotzdem kommt die Wortwahl für das Glutamat-Proddukt sicher nicht von Ungefähr: aromatisch - Aromat; so wurde möglicherweise der Geistesblitz der Brainstorming-Runde festgehalten.

Wenn nun der Kaffee aromatisch duftet, liegt dies also vielleicht einfach daran, dass es das Adjektiv "aromisch" nicht gibt.

Ich schlage folgenden Kompromiss vor, der hoffentlich beide Welten zufrieden stellt: Beim Anbraten in einer Pfanne entstehen hier im Blog in Zukunft viele Aromen aber keine Aromaten mehr, dagegen wird ein Fond auch weiterhin mit Lorbeer und Nelke aromatisiert. Denn wenn ich in diesem Fall von "aromisieren" spreche, kommt dies schon sehr klugscheißermäßig rüber.

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* Update 19.02.2018 - In einem interessanten Buch mit dem Titel Aroma - Gemüse von Vierich/ Vilgis fand ich folgende Informationen:

Auch beim Kochen spielen eine Reihe von "echten" Aromaten eine Rolle. Es handelt sich dabei um eine Gruppe von Molekülen, die für die Wahrnehmung bestimmter Gerüche zuständig sind. Dazu gehört beispielsweise der typische Geruch von Vanille, der hauptsächlich durch Vanillin erzeugen wird.
Einige der Aromaten bilden sich tatsächlich erst durch Erhitzen, kochen und auch Braten aus. Schließlich machen bestimmte Aromaten auch die Hauptbestandteil des typischen Raucharomas von geräucherten Lebensmitteln aus.
Ich werde noch weiter recherchieren, möglicherweise hat der kompetent wirkende E-Mai-Absender doch nicht recht.

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