Christian Bau

Quo vadis culinaris? - Teil 1

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Das Bild zeigt die Festung Hohensalzburg. Während unseres Aufenthalts am Chiemsee haben wir bei bestem Altweiber-Sommerwetter einen kurzen Abstecher nach Salzburg mit einem Besuch der Altstadt und des Restaurants Ikarus am Flughafen verbunden. Daher hier und heute auch ein kleiner gedanklicher Ausflug in Sachen Kulinarik oder um es mit den Worten des Salvador aus der Name der Rose zu formulieren: "Quo vadis culinaris?"

Christian Bau hat kürzlich das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Er vergleicht einen Besuch in seinem Restaurant mit einem Konzert in Bayreuth. Das Problem sei nur, dass die Spitzengastronomie in Deutschland immer noch nicht gleichermaßen wertgeschätzt würde. In einem Interview für die Süddeutsche Zeitung beschwerte er sich darüber, dass Politiker die Spitzengastronomie verachten. Er bekäme Besuch aus der ganzen Welt, der saarländische Ministerpräsident wäre dagegen noch nie bei ihm gewesen. Tobias Hans, der aktuelle Amtsinhaber im Saarland, ist 40 Jahre alt und seit diesem Jahr Vater von Zwillingen. Zusammen mit seiner Frau bewirtschaftet er neben seiner Politik-Karriere einen Pferdehof. Ich kann mir gut vorstellen, dass er einfach keine Zeit hat, sich 5 Stunden in das Restaurant von Bau zu setzen und dort ein Menü mit 10 oder mehr Gängen zu essen.

Ganz abgesehen davon, dass er pro Person rund 300 € für ein Menü inkl. begleitender Weine zu zahlen bereit sein muss. Sofern er selbst zahlt.

Den Erfolg eines Restaurants würde ich übrigens nicht davon abhängig machen, ob es Politiker besuchen.

Apropos Erfolg: Vor Kurzem hat Jürgen Großmann nach 19 Jahren sein 3-Sterne-Restaurant "La Vie" in Osnabrück geschlossen. Man munkelt, dort habe er jedes Jahr eine Million Euro verbrennen oder besser verkochen lassen. Aber es hilft kein Jammern, denn auch wenn man einen finanzkräftigen Sponsor hat, muss man stets damit rechnen, dass dieser sich irgendwann ein anderes Hobby sucht, um sein Geld zu vernichten. Vielleicht sind es morgen Rennwagen oder Pferde.

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Womit wir nach Salzburg ins Hangar 7 geritten wären. Dort wird monatlich wechselnd in Zusammenarbeit mit einem Gastkoch ein Menü zusammengestellt. Über allem wacht der allmächtige Patron Eckart Witzigmann. Der taucht übrigens gefühlt überall in der Haute Cuisine auf, denn auch bei Christian Bau wird ein Gast-Menü-Abend mit Witzigmann angeboten.

Mit dem Hangar 7 hat sich Dietrich Mateschitz, der Chef der bekannten Stiergallenbrause eine Glas-Garage für seine Spielzeuge gebaut. In einer großen Halle stehen diverse Fahr- und Flugzeuge. Was man eben so macht, wenn man nicht mehr weiß, wohin mit der ganzen Kohle. Und weil in den zwei angeschlossenen Türmen noch etwas Platz war, gesellte sich ein Nobelrestaurant mit mittlerweile 2 Michelin Sternen dazu. Mit rund 20 Milliarden Euro hat Mateschitz sicherlich das nötige finanzielle Polster, um das Restaurant notfalls in schlechten Zeiten finanziell zu unterstützen.

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Bei unserem Besuch war es jedoch sehr gut besucht. Wir hatten für 19 Uhr reserviert und waren eine viertel Stunde zu früh vor Ort. Von den freundlichen Damen am Empfang wurden wir informiert, dass sich der Service im Restaurant noch auf den Abend vorbereite und ob wir die Zeit in der Bar oder bei einem Rundgang durch den Hangar überbrücken wollen. Also drehten wir eine Runde durch die Halle.

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Dort stehen Rennwagen und Flugzeuge. Viele Rennwagen und Flugzeuge.

Anja war langweilig.

Also gingen wir zurück zum Empfang. Es war mittlerweile 18:59 Uhr. Die freundliche Dame sah auf die Uhr und sagte: "Einen kleinen Moment noch, wir kriegen immer Ärger, wenn wir die Gäste zu früh hoch schicken."

Kann sich noch jemand an die Szene aus "Meine Braut, ihr Vater und ich erinnern"? Gaylord Focker hat im Flieger einen Sitz in Reihe acht reserviert, es sind jedoch die Reihen 9 und höher aufgerufen. Es ist zwar weit und breit kein anderer zum Einchecken dort, aber als er mit seiner Boardkarte an den Schalter tritt, sagt die Dame, er möge bitte zurücktreten und warten. Nur um kurze Zeit später die restlichen Sitzreihen aufzurufen.

Als auch wir nach 60 Sekunden Wartezeit endlich die Wendeltreppe hinaufsteigen durften, wurden wir von einer Gruppe Jungs empfangen. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, schwarze Krawatte - wie "Men in Black". Da das Service-Personal in Sterne-Restaurants meist sehr jung ist, erinnerten mich die Anzüge jedoch mehr an eine Konfirmationsfeier. Trotz Muckibude sitzt das Sakko leider nicht so, wie bei Daniel Craig.

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Der Restaurant-Raum passte allerdings perfekt zu den Anzügen. Eine Mischung aus Fliesen-Ausstellung und Autohaus-Büro. Mit Leder bezogene Tische, die auf einem Wurzelholzfuß thronen. Meine Großeltern hatten mal einen Schrank aus solchem Holz.

Am Tisch mit Namensschildchen und einer großen silbernen Krabbe, erwartete das Menü von David Kinch, einem mit drei Sternen ausgezeichneten Koch aus der Nähe von San Francisco. Kinch ist Inhaber des Restaurants Manresa.

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Um einen Einblick in Kinchs´ Koch-Philosophie und -stil zu bekommen, empfehle ich die sehenswerte Netflix-Serie "The mind of a chef". In Staffel 4 sind ihm Folge 9-16 gewidmet. Damit lässt sich auch die Zeit überbrücken, bis ich Teil 2 von Quo vadis culinaris fertig haben. Dann wird es auch um das Menü im Ikarus gehen, welches uns leider ziemlich enttäuschte.

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