Lebt denn der alte Kirschenmichel noch? Ja, er lebt noch. Zumindest in kulinarischer Sicht. Er erfreut sich sogar bester Gesundheit, denn der Auflauf aus altem Brot ist hierzulande bis heute eine der beliebtesten Süßspeisen.
Alte Rezepte mit regionalem Hintergrund haben die Tendenz, bezüglich Ihres Namens ein Eigenleben zu entwickeln. So könnte die Frage aufkommen, ob vielleicht Michel einst Obstgroßhändler war.
Begibt man sich auf etymologische Spurensuche, lassen sich jedoch noch weitere, teils regionale Bezeichnungen für die beliebte Altbrotverwertung entdecken. In der Pfalz spricht man beispielsweise von einem „Kirschmischel“. Schließt man die pfälzer Neigung zum Nuscheln aus, könnte also die Idee des „Vermischens von Kirschen mit altem Brot“ Ursprung der Bezeichnung sein.
Eine schöne Beschreibung ist übrigens auch der „Kirschplotzer“. Die Kirschen „plotzen“ in den Teig. Ein fast schon lautmalerischer Ausdruck.
Wie dem auch sei, gerade in der kälteren Jahreszeit ist das süße Gericht eine wunder-bare Möglichkeit, die Gedanken an übervolle Kirschbäume im Sommer schweifen zu lassen. Ich merke, Sie schwelgen schon in Erinnerungen an bessere Zeiten, es fehlt also nur noch das Rezept.
Dazu vorab eine kleine Anmerkung: Sollten Sie keine altbackenen Brötchen im Hause haben, nehmen Sie frisches Toastbrot, und zwar die große, amerikanische Version. Das führt die Grundidee des Gerichts zwar ins Absurde, schmeckt aber erstaunlich gut.
Sie benötigen für eine kleine Auflaufform folgende Zutaten:
8 Scheiben Sandwich-Toast
3 Eier
400 ml Milch
4 EL Honig
1 TL Zimt
Prise Salz
50 g Semmelbrösel
50 g Butter
1 Glas Sauerkirschen
Servieren Sie den noch warmen Auflauf mit einer großzügigen Portion Puderzucker bestreut. Dazu passt natürlich eine Vanillesauce perfekt. Ein schnelles Rezept dafür finden Sie hier (-> klicken)
In vielen Regionen wird der Kirschenmichel übrigens nach einer Suppe als Hauptgang serviert. Das hat Vorteile, denn man spart sich das Dessert.