3 Tage in Hamburg

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Wir waren ein paar Tage in Hamburg und haben uns kulinarisch weitergebildet. Auf dem Plan stand unter anderem ein Besuch im Piment. Das Menü war übrigens hervorragend!

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Wenn man in einem Restaurant einen Tisch reserviert und dann an dem besagten Abend in das noch leere Restaurant kommt, ist es natürlich naiv zu glauben, man könne sich den Platz aussuchen. Das Platzvergabe-System läuft in etwa folgendermaßen:

Beim ersten Besuch wird das Gefühl vermittelt, man hätte die Wahl, denn es werden einem zwei Tische vorgeschlagen. Die Entscheidung ist jedoch zwischen Not und Elend. In unserem Fall stand der eine Tisch direkt am Eingang - jedes mal, wenn sich die Tür öffnet, zieht es etwas am Rücken entlang. Der andere Tisch befand sich direkt vor den Toiletten. Fragt man nach dem schönen Tisch in der Nische direkt am Fenster, begeht man den schlimmsten Tabu-Bruch, den man beim Restaurant-Besuch begehen kann. Es wird lange und viele weitere Besuche dauern, ehe man sich von dem Tisch vor den Toiletten hocharbeiten wird.

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Ein weiterer Unterschied zwischen Stammgast und Neuling ist der Service. Bei den ersten Besuchen wird man in der Regel von mehreren Personen bedient, später entwickelt sich eine Bezugsperson. Irgendwann entsteht dann eine fast schon innige Beziehung, denn die servierende Bezugsperson empfiehlt auch schon einmal einen Wein, der Ihrer Meinung nach dem Stammgast schmecken müsste.
Das dies auch daneben gehen kann, haben wir dann anhand des älteren Paares am Nachbartisch, dem Top-Platz in der Nische am Fenster, erlebt. Die ältere Dame ließ sich nacheinander drei Rotweine öffnen, um diese mit kritischer Zunge zu probieren und dann doch als nicht geeignet abzulehnen.

Obwohl der Kellner immer noch geduldig und freundlich reagierte, rutscht das Paar auf seiner Liste gerade nach ganz unten Richtung "Tisch vor dem Klo". Es kann also gut möglich sein, dass der schöne Fensterplatz beim nächsten Besuch schon anderweitig besetzt sein wird. Geld ist auch nicht alles.

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Am nächsten Tag besuchten wir, aufgrund des sogar für Hamburger Verhältnisse stürmischen Wetters, das Alsterhaus. In der obersten Etage gibt es eine große Abteilung mit unterschiedlichsten Leckereien. Irgendwann stand ich vor einem riesigen Regal mit Tee-Urnen und da ich gerade meine Kamera in der Hand hatte, habe ich ein Foto gemacht. Plötzlich fragte ein Mann in einer Art Indischem Gewand mit Turban hinter mir: „Haben sie das Schild nicht gesehen?“ Er deutete auf ein Fotografieren-Verboten-Schild.
Er erklärte mir dann leicht erregt, dass schon "die Chinesen" da waren, die das komplette Alsterhaus fotografiert und in China eins zu eins nachgebaut hätten. Das Foto-Verbot sei also durchaus sinnvoll und außerdem nicht seine Entscheidung, sondern die seines Chefs in Frankreich, also von ganz oben!
Ich war dermaßen eingeschüchtert, dass ich gleich das Bild der Urnen vor seinen Augen gelöscht habe. Das war schade, denn eigentlich wollte ich die Tee-Urnen-Wand in unserem Wohnzimmer heimlich nachbauen.

Apropos nachbauen:

Letzte Woche habe ich zusammen mit unserer Tochter Eva einen kleinen Youtube-Film von Grant Achatz gesehen. In seinem Restaurant Alinea in Chicago richtet er das Dessert direkt auf dem Tisch an. Eva war ziemlich beeindruckt und hat dies später gleich adaptiert.

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