Bier brauen - Praxis

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"Das sieht bescheuert aus, du hältst die Flasche, als wäre sie ein Baby."

Frauen haben die Gabe, große Momente im Leben eines Mannes mit nur einem Satz zu zerstören. Natürlich halte ich die Flasche wie ein Baby. Man stelle sich nur vor, ich ließe sie fallen und vier Stunden liebevolles Bierbrauen wären zerstört!

Heute geht es um die Praxis des Brauens. Jörg von Besserbrauer hat mir freundlicherweise ein "Rundum Sorglos" Paket zum Testen zur Verfügung gestellt. Genau dieses Set kommt heute zum Einsatz. Die Bier-Sorte, die ich mir ausgesucht habe, ist ein Pale Ale.

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Bis auf zwei große Töpfe und natürlich ein Kochfeld ist im Brau-Set alles enthalten, was zum Brauen benötigt wird. Von dem Reinigungsmittel für die Gärflasche bis zur Dosierhilfe für den Zucker. Hier haben sich die Firmengründer wirklich Gedanken gemacht.

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Der Prozess vom Maischen bis zum trinkfertigen Bier teilt sich in drei Abschnitte. Im ersten Schritt wird das Bier gebraut, das heißt, aus Gerstenmalz wird in einem recht zeitaufwändigen Prozess die Würze hergestellt. Diese Flüssigkeit wird zum Schluss mit Hefe versetzt und für etwa eine Woche zum Gären in ein Gärgefäß gefüllt.

Zu Beginn muss das Wasser auf 72 °C erwärmt werden. Hierfür habe ich der Einfachheit halber mein Sous Vide-Gerät benutzt. Auch zum "Nachläutern", bei dem man mit frischem, 78 °C heißem Wasser den letzten Rest des natürlichen Zuckers aus dem Treber wäscht, kommt das Gerät zum Einsatz. Auf dem Kochfeld mit einem Thermometer lässt sich dies jedoch auch bewerkstelligen.

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Über den Brau-Vorgang habe ich ein kleines Video gedreht, welches die einzelnen Schritte aus der Anleitung des Brausets zeigt.




Nach einer Woche füllt man im zweiten Brau-Abschnitt das Bier in Flaschen. Auch hierfür findet man natürlich alle nötigen Utensilien.

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Dabei wird jeder Flasche etwas Zucker zugefügt, damit die restliche noch aktive Hefe daraus Kohlendioxid produzieren kann. Durch diese Nachgärung gelangt die Kohlensäure in das Jungbier.

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Mein Highlight im Brau-Set ist übrigens der Flaschenverkorker. Man sollte ihn allerdings zu zweit benutzen, da man beim Verschließen der Flaschen mit dem Kronkorken doch etwas Kraft aufwenden muss.
Endlich zahlt sich das Krafttraining unseres Sohnes aus (mein Lieblingssatz der letzten Zeit: "Halbmarathon ist das neue Saufen" - besser kann man die Einstellung der modernen Jugend nicht beschreiben).

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Es folgt der schwierigste Teil, denn nun muss man sich in Geduld üben. Weitere drei Wochen sollten die fest verschlossenen Flaschen zum Gären bei etwa 18-20 °C an einem dunklen Ort stehen.

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Es kann nicht schaden, die Flaschen dafür in den Versandkarton zu stellen und diesen zu verschließen. Sollten sich beim Abfüllen doch wilde Hefen aus der Luft eingeschlichen haben, kann der Druck in der Flasche schon recht groß werden und diese möglicherweise zum Bersten bringen. Außerdem stehen sie so auch dunkel.

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Erst jetzt kommen die Flaschen im letzten und dritten Schritt in den Kühlschrank und können nach mindestens zwei Tagen getrunken werden. In dieser Zeit wird die Gärung durch die Kälte gestoppt und die restliche Hefe setzt sich am Flaschenboden ab.

Vor der noch ausstehenden Verköstigung ein kleines Fazit zum Brau-Set:

Die umfangreiche Ausstattung, eine durchdachte Anleitung und hochwertige Zutaten - von der Idee bis zur Umsetzung wurde hier alles richtig gemacht.

Wenn man sich mit der Theorie des Brauens ein bisschen beschäftigt, schwirrt einem schnell der Kopf, ob der ganzen Variationsmöglichkeiten, was allein die Temperatur und Korrektur der Würze angeht. Dazu kommt die große Auswahl an verschiedenen Malz und Hopfensorten.
Da ist es durchaus sinnvoll, alle Variablen auf ein überschaubares Maß zu begrenzen. Sonst wird der Versuch, ein eigenes Bier zu brauen, schon im Keim erstickt.
Auch mit einer etwas größeren Toleranz lässt sich ein leckeres Bier brauen. "Bier wird es immer!" wie der erfahrene Brauer sagt.

Die Reproduzierbarkeit des Geschmacks und Alkoholgehalts wird ohne Messung der Stammwürze zwar eingeschränkt, was jedoch für das gelegentliche Heimbrauen nicht ausschlaggebend ist. Wenn das Bier jedes mal ein bisschen anders schmeckt, umso besser. Wer lieber das immer gleiche Bier mag, wird im Supermarkt fündig.

Um den Gärprozess einfach zu halten, beschränkt sich die Auswahl von Besserbrauer auf obergärige Biere. Diese fermentieren bei Zimmer- oder moderater Kellertemperatur und müssen nicht in großen Kühlschränken gelagert werden.

Wer nicht nur heute, sondern auch auf der nächsten Party der König sein will, braut sein Bier ab sofort selbst. Prost!

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