Böser Fred!

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Im Sommer ist unsere Tochter gern zu einem kleinen Teich am Ortsrand gefahren und hat mit einem Kescher am Ufer gefischt. Sie kam dann mit einem Wust an Algen, Wasserflöhen, Muscheln und Schnecken nach Hause. Einer der Ausflüge war besonders erfolgreich, denn unter all dem Gedöns war ein kleiner Flusskrebs. Er war winzig, vielleicht zwei cm lang und sehr schreckhaft. Aber "total süß". Sofort als Haustier akzeptiert ("Ich darf ja keine Katze haben!") taufte Eva ihn auf den Namen "Fred".

Für Fred wurde ein kleines Aquarium organisiert und weil darin noch viel Platz war, gesellten sich einige Fische dazu: je fünf Zebrabärblinge und Kardinalfische.

Das Aquarium mit seinen Bewohnern wirkte extrem beruhigend. Unten am Grund krabbelte der kleine Fred herum, oben schwammen die Fischchen. Alle in trauter Einheit.
Leider waren die Fische etwas hektisch in Ihren Bewegungen, also kauften Anja und Eva zwei extrem tiefen-entspannte Siamesische Kampffische*. Die Weibchen sind, ganz im Gegensatz zu Ihrem Namen und den entsprechenden Männchen, sehr friedlich. Eva taufte sie Sprotte und Isabella.

* Für 15 € pro Stück, was einem Kilo-Preis von geschätzt etwa 3000 € entspricht.

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Einem Hubschrauber gleich, stehen diese Fische majestätisch im Wasser und scheinen den anderen zuzurufen: Wir haben viel mehr Flossen als ihr und deswegen müsst ihr immer doof hin und her schwimmen!

Leider lieben Siamesische Kampffische besonders die tieferen Regionen direkt über dem Aquariengrund und gleiten auch gern in Röhren oder Muscheln hinein.

Dorthin, wo auch der kleine, süße Fred verweilt.

Irgendwann war es aus mit der Entspannung bei einem Blick in das Aquarium.

Der kleine Fred verkroch sich eine Zeit lang in einer Muschelschale und kam nach mehreren Häutungen als Monster wieder heraus. Er hatte nun eine recht stattliche Größe erreicht und verhielt sich auch sonst wie ein pupertierender Halbstarker.

Außerdem war er ständig hungrig.

Zuerst lag "Schnecki" tot am Boden und wurde von Fred genüsslich verspeist. Wir erklärten uns dies so, dass Schnecki schon sehr alt war und nachts eines natürlichen Todes starb. Fred hatte dann im Prinzip nur aufgeräumt.

Nach und nach fing er jedoch an, mit seinen Scheren nach Sprotte und Isabella zu schnappen.

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Eines Tages hatte Sprotte eine Schramme am Kopf und wir rätselten, woher diese stammen könnte. Wir ahnten aber schon, dass Freds Scheren im Spiel waren. Man konnte es einfach nicht mehr schön reden.

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Dann der Schock: beim morgentlichen Füttern schaffte es Isabella kaum noch vom Grund hoch an die Oberfläche, denn Ihr fehlte ein gutes Stück aus der Schwanzflosse.

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Fred hatte Isabelle in eine Mörane verwandelt.

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Um sie vor der nächsten, unausweichlichen Attacke zu bewahren, wurde Fred also isoliert. "Böser Fred!" riefen Anja und Eva und das Feindbild war schnell klar. Er landete in einem extra Aquarium. Anja ging sogar so weit und wollte ihn gleich wieder in den Teich bringen.

Sie wollte ihn aussetzen! Bei eisiger Kälte!

Ich muss zugeben, Fred ist ein ziemlicher Prolet geworden. Wenn man so verrückt ist und seinen Finger ins Becken hält, kommt er sofort angekrabbelt, droht mit den Scheren und möchte zugreifen. Ich habe dies einmal mit dem Griff des Keschers simuliert.
Könnte er sprechen, würde er sagen: "Komm her, wenn du eins in die Fresse willst!".

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Genau genommen war Fred aber zuerst da und er kann auch nichts dafür, dass er so schnell wächst und immer Hunger hat. Unsere Kinder setzten wir auch nicht aus, nur weil sie uns die Haare vom Kopf fressen und ständig aus den Schuhen rauswachsen.

Außerdem darf Fred gar nicht in den Teich zurück, denn er ist ein Kamberkrebs und wurde irgendwann von Nordamerika nach Europa gebracht. Diese Neozoen übertragen die Krebspest, sind selbst jedoch immun dagegen und so verbreiteten sie sich schnell und verdrängte die einheimischen Flusskrebse. So. Freds Schicksal ist noch nicht besiegelt.

Wer sich übrigens für weitere Informationen über Shrimps, Scampi und Garnelen interessiert , kann -> hier klicken.

Anja sagt, die Flosse wächst wieder nach.

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