Männerkochen

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Da ich in lockerer Regelmäßigkeit Kochkurse gebe, bin ich meist nicht besonders begeistert, wenn ich privat zu einem gemeinsamen Kochabend eingeladen werde. Für mich ist es meist nicht so leicht, die Dinge einfach laufen zu lassen, daher werde ich zuhause auch häufig von den weiblichen Familienmitgliedern aus der Küche gejagt.

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Leitet man einen Kochkurs, liegt das Hauptaugenmerk darin, unauffällig das Kochen der Teilnehmer zu begleiten und in die richtigen Bahnen zu lenken. Im Gegensatz zu manchen Großküchen sollte man nicht zu angespannt sein, denn wer zahlt schon gerne Geld dafür, dass er angeschrien wird?
Man muss also die Öfen, Pfannen und auch einzelnen Arbeitsschritte im Blick haben und gleichzeitig ständig einen Blick auf die Uhr werfen. Ansonsten sitzt man um 23 Uhr bei der Vorspeise und hat noch drei weitere Gänge vor sich.

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Die ehemalige Chefin der Kochschule, in der ich seit einiger Zeit gelegentlich Kurse gebe, beendete die Begrüßung immer mit dem Satz: "Viel Spaß und denkt dran, wenn es nicht schmeckt, seid ihr selbst Schuld." Da waren dann alle am Schmunzeln. Aber so schmunzelig ist es dann leider nicht. Denn wenn etwas nicht schmeckt, fällt es dann doch auf den begleitenden Koch zurück.
Es wäre ja auch sonderbar, wenn die Kinder nach Abschluss der 4. Klasse nicht lesen könnten und die Lehrerin den Eltern sagt, die Kinder seien eben einfach zu doof.

Daher stehe ich während eines vermeintlich lockeren Kochabend immer etwas unter Druck und versuche, es so entspannt wie möglich wirken zu lassen.

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Bei einem Kochkurs zum Thema "Herbst" hatte sich vor einiger Zeit eine Teilnehmerin das Rezept für ein Kürbispüree ausgesucht. Sie machte einen extrem kompetenten Eindruck auf mich, da sie ohne Nachzufragen direkt loslegte. Ich verlor sie dadurch ein wenig aus dem Blick.

Nachdem sie etwa eine Stunde eifrig am Schneiden, Kochen und Mixen war, stand sie plötzlich mit einer großen Schale Püree neben mir und sagte leicht vorwurfsvoll: "Probier mal, das schmeckt total bitter." Ich war etwas verwundert, denn das Püree war seltsam grün und direkt vor ihr auf der Arbeitsplatte stand noch der Hokkaido-Kürbis, den ich für das Rezept dorthin gestellt hatte.
Als ich sie also fragte, welchen Kürbis sie für dieses Püree verwendet hätte, sagte sie: "Natürlich die drei neben der Spüle." Dies waren allerdings Zierkürbisse. Ich konnte sie gerade noch davon abhalten, die Bitterstoffe mit Sahne und Zucker abzumildern. Sonst wäre der Abend vielleicht anders verlaufen (-> klicken).

Auf dem zweiten Platz der Kochkurs-Geschichten ist übrigens der Teilnehmer, der eine Mango gewürfelt hat, ohne sie vorher zu schälen. Leider hatten wir keine weitere und so musste er alle kleinen Würfel im Nachhinein von der Schale befreien. Ein Glück, dass er nicht auch noch den Kern gewürfelt hat...

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Doch nun zum Männerkochen.

Als ich also vor einiger Zeit gefragt wurde, ob ich Lust hätte, als Gast einer kleinen Kochgruppe teilzunehmen, habe ich etwas überlegt, dann aber zugesagt. Mittlerweile war ich dreimal dabei, habe sozusagen die Aufnahmeprüfung bestanden und muss sagen, dass es für mich auch sehr entspannt ist, einfach nur ohne große Verantwortung dabei zu sein. Anfangs war es etwas ungewohnt für mich, um 16 Uhr mit dem Kochen zu beginnen und erst 4 Stunden später die Vorspeise auf dem Teller zu haben.

Beim letzten Treffen war ich der Gastgeber, der seine Küche zur Verfügung stellt und somit auch an der Reihe, ein kleines Menü zusammenzustellen.

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Hier also für die die Rezepte für alle Männer und natürlich auch Frauen, die sich vielleicht auch einmal zum Kochen treffen möchten. Wer es auf den Bildern noch nicht genau erkannt hat, dies war das Menü:

Vorspeise: Häckele (Matjes-Apfel-Avocado-Salat)
Zwischengang: Schweinefilet "Kasseler Style" mit Erbsenpesto und Minz-Joghurt
Hauptgang: Tafelspitz vom Rind sous vide gegart mit Kartoffel-Sellerie-Püree und Meerrettich-Sauce
Dessert: Rotwein-Eis mit Schoko-Olivenölkuchen


Alle Rezepte als pdf:

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Noch ein Wort zum Schoko-Olivenöl-Kuchen. Als ich Anja davon erzählte, sagte sie, das würde "total abartig" klingen und sie könne sich nicht vorstellen, dass das gut schmecken könne. Also habe ich das Rezept schon aus Prinzip ausprobiert. Und siehe da, sogar Anja musste zugeben, dass der Kuchen trotz des Olivenöls unglaublich gut schmeckt. Mittlerweile hat sie ihn sogar schon selbst gebacken und das will etwas heißen, denn sie ist Kuchenexpertin!

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