Besuch in Schottland - Kulinarisches und Interessantes

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Unser dreitägiger Trip nach Edinburgh stand zunächst unter keinem guten Stern. Am Donnerstag Abend hatte unser Flug von Hannover nach Brüssel eine Stunde Verspätung, so dass wir den Anschlussflug nach Schottland verpassten.

Nachdem wir am nächsten Morgen um 5 Uhr im Hotel von einem Taxi abgeholt wurden, flogen wir zunächst zurück nach Frankfurt, was natürlich extrem frustrierend war. Um 12 Uhr landeten wir dann jedoch endlich in Edinburgh und konnten unsere Ferienwohnung aufsuchen.

Die Wohnung wurde von einer jungen Dame vermietet, die uns auch vor Ort empfing. Auffällig war, dass alle Zimmer komplett eingerichtet waren und es stellte sich heraus, dass es sich um die Wohnung der Eltern handelte, die ihrerseits derzeit eine Weinreise durch Frankreich unternahmen.

Somit kamen wir in den Genuss, Produkte vorzufinden, die der Schotte gern verspeist und lernten die privaten Gepflogenheiten kennen (ob man will und nicht).
Durch die Wohnung geht man wie auf Eiern, so müssen sich Polyneuropathie-Patienten fühlen. Es liegt daran, dass die alten Teppichbeläge einfach auf dem Boden bleiben, wenn neue ausgelegt werden. Man kennt dies von Tapeten. So wird natürlich der leicht nachgebende, gern zusätzlich hochflorige Teppich im Laufe der Jahre immer dicker.

Fenster bleiben stets geschlossen, was man an den Spinnweben und überlackierten Seilzügen erkennt. Da die Rahmen allerdings so undicht sind, dass man die Finger durch die Ritzen stecken kann, ist es auch völlig unnötig, sie noch weiter zu öffnen.

Insgesamt erinnerte mich die Wohnung an unsere ersten Studenten-Behausungen. Nur größer und in besserer Lage, worauf die parkenden Fahrzeuge hindeuteten. Überhaupt mag der Schotte gern große, teure Autos.

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Doch zum eigentlich Interessanten: den Nahrungsmitteln.

Zum Beispiel Marmite.
Toast + Marmite = YUM!

Man kann es kaum besser auf den Punkt bringen. Als ob!

Ich habe mich nicht getraut, es zu probieren. Marmite ist reines Hefe-Extrakt. Es riecht und sieht aus, als hätte man eine Flasche Maggi mit zwei Blöcken Hefe eingekocht, bis eine zähe Masse übrig bleibt. Was ist los mit den Schotten? Wie kommt man auf die Idee, sich so etwas aufs Toast zu schmieren. Morgens!

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Aber es gab auch kulinarische Lichtblicke. Leider waren es nicht die empfohlenen Fish and Chips im "The Place To Be"; was für ein Name für eine Fritten-Bude. Wer die Vorstellung von liebevoll handgeschnitzten Fritten aus besten Kartoffeln und fangfrischem, saftigen Fisch in luftigem Bierteig hat, wird jäh auf den Boden der fettigen Realität geholt. Dafür ist man nach dem Verzehr mindestens zwei Tage satt und muss nie wieder die Hände eincremen. Das ist doch auch was.

Obwohl nicht alle aus unserer Gruppe begeistert waren, fand ich dagegen das Essen im Tuk Tuk, einem Restaurant mit indischen Street-Food, sehr lecker.

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Interessant ist dabei, dass wir uns die alkoholischen Getränke im Supermarkt gegenüber kaufen mussten, da das Lokal keine Lizenz zum Verkauf von Spirituosen besitzt. Zum Glück klärte unser kundiger Reiseführer Sven dies routiniert vorher ab.

Apropos "Lost in Translation". Ich habe Folgendes gelernt:

1. "Shit" benutzen wirklich nur die größten Proleten. Ruft man es während eines Whisky-Tastings in die Runde, kann man zusammenzuckende Briten sehen. Ich möchte gar nicht wissen, welches deutsche Schimpfwort diesem Niveau entspricht.

2. Wenn man eine Portion Backfisch in "large" bestellt, heißt dies, dass schon Fritten dabei sind. Es macht also wenig Sinn, Fisch in "large" und dazu Fritten zu bestellen. Es sei denn, man hätte gern zwei Portionen Pommes und will den Besitzer der Kneipe belustigen.

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Guinness schmeckt furchtbar. In den Dosen schwimmt eine Plastik-Kugel, die irgendwie Schaum produzieren soll. Unser Reiseführer erklärte uns in einem wunderschönen "Bier"-Lokal, dass der Schaum eines gut gezapften Guinness eine 5 Pence-Münze tragen könne. Die Realität sah auch hier anders aus, das Geldstück fiel ohne jeglichen Widerstand direkt auf den Boden des Glases. Martin hat den Versuch eindrucksvoll in Bildern festgehalten. Zum Glück fanden wir das Geldstück im ausgetrunkenen Glas wieder und es war nicht komplett zersetzt.

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Ansonsten lohnt sich vielleicht noch zu erwähnen, dass wir drei Tage am Stück gutes Wetter hatten. Während unserer ausgiebigen Spaziergänge ist mir aufgefallen, dass die Kneipenschilder ausgesprochen schön gestaltet sind.

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Gegen Ende der Reise, haben wir das Spiel "Handy-Poker" (der Name macht keinen Sinn) entwickelt: alle Telefone - ja, auch das neue iPhone 7 muss man einmal aus der Hand nehmen, Kristian - wurden in die Mitte des Tisches gelegt und wer zuerst zugreift, hat verloren.

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Ich glaube, Martin wollte irgendwann noch Verstecken spielen, aber richtig gut war das Versteck nicht.

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Besuch in Schottland - Whisky aus Edradour

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Am Wochenende war ich mit vier Freunden in Edinburgh. Natürlich gehört der Besuch einer Destillerie zum Pflichtprogramm und glücklicherweise bekamen wir von einem kleinen Whisky-Händler aus Braunschweig den Tipp, die kleinste* (legale) Brennerei Schottlands zu besuchen.

* Die offiziell kleinste Brennerei ist mittlerweile die Loch Ewe Destillery. Allerdings entstehen zur Zeit immer mehr "Micro-Brennereien", ähnlich der zahlreichen kleinen Bier-Brauereien.

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Ein hervorragender Vorschlag, denn die Brennerei Edradour liegt malerisch, sozusagen am Fuße der Highlands, nahe dem kleinen Ort Pitlochry.

Das kleine Städtchen an sich, ist schon eine Reise wert. In einem Tal umgeben von grünen Hügeln, schlängelt sich der Fluss Tummel und während eines kleinen Rundgangs hat man einen wunderbaren Blick von der Staumauer eines kleinen Wasserkraftwerks auf das Tal und den sich durchschlängelnden Fluss.

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Wenn man ein fast schon kitschiges Bild von schottischen Landschaften vor Augen hat; hier wird es bestätigt.

Gleiches gilt übrigens für die Brennerei. Während der Führung, die eine Dame in traditionellem Kilt übernahm, bekamen wir einen Eindruck, wieviel Zeit ein guter Whisky bis zur Abfüllung in Flaschen benötigt. Man wird ganz ehrfürchtig zwischen all den riesigen, alten Fässern der unterschiedlichen Jahrgänge.

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Überhaupt war es für mich ein schönes Erlebnis, endlich einmal die Theorie der Whiskyherstellung in der Praxis zu erleben. Mit einem kleinen Tasting beginnend, wurde uns der komplette Herstellungsprozess während der Führung erklärt.

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Für etwa 100.000 Besucher im Jahr arbeiten in Edradour etwa 20 Personen, die nur für die geführten Touren zuständig sind. Um dem Bedarf an Whisky, der unter anderem in einem kleinen Laden auf dem Brennerei-Gelände verkauft wird, nachzukommen, werden mittlerweile auch ganze Fässer aus anderen Brennereien zugekauft und nur in den Hallen bis zur Abfüllung gelagert. Diese Whiskys werden unter dem Namen "Signatory" abgefüllt und verkauft. Aus eigener Produktion stammen lediglich 12 Fässer (ca. 2800 Liter) pro Monat.

Sehr empfehlenswert finde ich übrigens den 10-jährigen Whisky names "Ballechin" mit einer wunderbaren Torf-Note.

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In der Umgebung sind übrigens auch die Tiere auf den Weiden immer gut gelaunt, denn die nahrhaften Malzreste (Treber) enthalten immerhin noch etwa 1% Alkohol. Und so ging es gegen Abend vorbei an tiefentspannten Schafherden gegen Abend zurück nach Edinburgh.

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