Das ist bitter!

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In einer bekannten, großen Tageszeitung wurde die vor kurzem veröffentlichte Nachricht wie gewohnt neutral und objektiv verarbeitet:

„Killer-Zucchini tötet Rentner!“

Der Artikel beschäftigte sich mit verschiedenen, giftigen Stoffen aus bekannten Pflanzen:

Gartenbohne: Phasin (wird durch Hitze zerstört)
Tomate und Kartoffel: Solanin (nur in den grünen Teilen)
Borretsch: Pyrrolizidin-Alkaloide (nicht zuviel davon verwenden)
Muskatnuss: Myristicin (lieber fein dosieren)
Rhabarber: Oxalsäure (wenn sich im Mund alles zusammen zieht)
Zucchini & Kürbis: Curcurbitacine (extrem bitter)

Viele Pflanzen wehren sich u.a. mit bitteren Stoffen gegen Fressfeine. Da leider auch der Mensch ein Fressfeind für die Pflanze ist, können diese Stoffe also auch diesem nach dem Verzehr Probleme bereiten. Manchmal macht die Dosis das Gift, manchmal reichen aber auch schon kleinste Mengen für eine schwere Vergiftung.

Normalerweise könnte man nun vorschlagen, man sollte bitter schmeckende Pflanzen einfach nicht verspeisen. Zumal unser Geschmackssinn für bittere Stoffe sich wahrscheinlich nur entwickelt hat, um davor zu warnen. Die 25 bitteren Auslöser der entsprechenden Rezeptoren auf der Zunge werden von diesen nämlich nicht aufgenommen sondern nur aktiviert. Im Gegensatz zu süßen Stoffen, bei denen die Verdauung quasi schon im Mund beginnt.

Aber es gibt Menschen, die Bitter nicht schmecken, da bei ihnen die entsprechenden Rezeptoren auf der Zunge nur in sehr geringer Anzahl vorhanden sind.
Desweiteren gibt es natürlich Pflanzen, deren leichte Bitternote gerade reizvoll ist. Man denke nur an Chicorée, Hopfen oder Radicchio.

Kinder haben meist noch den natürlichen Reflex, bittere Stoffe auszuspucken. Daher mögen sie kein Bier oder Kaffee. Aber an den Geschmack (und nicht nur daran) kann man sich gewöhnen, die Akzeptanz wird also erlernt.

Die Zucchini aus dem Garten des verstorbenen Rentners hatte wahrscheinlich durch Rückzüchtung aus älteren Samen einen hohen Wert an Curcurbitacinen. Sowohl er als auch seine Frau wunderten sich noch über den stark bitteren Geschmack der Frucht, aßen sie leider trotzdem brav auf.

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Alles in allem könnte man Folgendes aus der ganzen Geschichte lernen:

1. Wenn etwas extrem bitter schmeckt, sollte man es lieber nicht essen. Das Thema habe ich schon einmal hier erwähnt (-> klicken).

Auffällig sind dabei unbekannte Kräuter, vielleicht von der letzten Wanderung im Harz, oder auch Gemüse, welches sonst nicht als bitter schmeckend bekannt ist, wie beispielsweise die erwähnte Zucchini, ein Kürbis oder auch eine Wassermelone, die ebenfalls Curcurbitacine enthalten kann.

2. Wenn man mit dem Begriff „bitter“ so gar nichts anfangen kann und sich schon immer gewundert hat, worüber sich andere beim Spargelessen beschweren, ist man ein so genannter Non-Taster. Non-Taster können übrigens oftmals auch extrem scharf essen oder salzen die Speisen stärker als ihr Pedant, der Super-Taster. Sogar die Schärfe von hochprozentigen Spirituosen wird unterschiedlich wahrgenommen.

Abschließend noch zu etwas völlig anderem:

Unsere Tochter arbeitet gerade an neuen Konzepten des Food-Stylings.

foodstyling