Pizza

thumb_Image 15.09.15 at 12.54_1024


Nach der Zubereitung des Mozzarellas habe ich mich auf die Suche nach dem perfekten Pizza-Teig gemacht. Die Mutter der Pizza, wie wir sie heute kennen und lieben, wurde wahrscheinlich in Neapel zum ersten Mal zubereitet.

Bis heute nimmt es der Süditaliener mit seiner Pizza sehr genau:

Verace Pizza Napoletana, also die wahre neapolitanische Pizza darf sich neben einer Margherita (mit Mozzarella, Tomaten, Hartkäse, Olivenöl und Basilikum) nur noch die etwas weniger populäre „Pizza Marinara“ (mit Tomaten, Oregano, Olivenöl und Knoblauch) nennen.

Dabei muss neben den Zutaten auch die vorgegebene Rezeptur penibel eingehalten werden. All dies nachzulesen im

Amtsblatt der Europäischen Union VERORDNUNG (EG) Nr. 509/2006 DES RATES „PIZZA NAPOLETANA“ Nr. EG: IT/TSG/007/0031/09.02.2005

Wer bei diesem langen Titel auf die Idee kommt, der Inhalt könnte ähnlich umfangreich sein, liegt völlig richtig. Viel Spielraum ist nicht gegeben:

Mehl: Weichweizenmehl Tipo 00
Mozzarella: Certified mozzarella di bufala campana D.O.P.
Tomaten: S.Marzano dell’Agro Sarnese-Nocerino D.O.P.

Und ich dachte immer, der Deutsche wäre pingelig mit seinen regionalen Produkten.

Wie es sich für ein ordentliches Amtsblatt gehört, sind neben der Vorgabe, dass die Pizza nur 60-90 (!) Sekunden im Ofen verweilen darf, auch die weiteren Eckdaten nicht dem Zufall überlassen:

Gartemperatur am Ofenboden: etwa 485 °C
Temperatur des Ofenraums: etwa 430 °C
Erreichte Teigtemperatur: 60-65 °C
Erreichte Temperatur der Tomaten: 75-80 °C
Erreichte Temperatur des Öls: 75-85 °C
Erreichte Temperatur des Mozzarellas: 65-70 °C

Damit wären die Regularien allerdings noch lange nicht ausgeschöpft: in der sehr umfassenden Dokumentation sind noch die Farben der Zutaten angegeben. Die Spur des Olivenöls sollte aus 0% Cyan, 31% Magenta, 94% Gelb sowie 0% Schwarz bestehen. Beim nächsten Italienbesuch also einfach einmal kurz eine Farbskala daran halten. Eine Rolex-Kopie beim anschließenden Marktbesuch ist sicherlich leichter zu erkennen.

Quelle: http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:C:2008:040:0017:0025:DE:PDF

thumb_Image 15.09.15 at 14.30_1024

Entscheidend für die kurze Verweildauer der Pizza im Ofen ist also eine extrem hohe Backtemperatur.

Ich habe viel experimentiert und war kurz davor, den Schutzmechanismus unserer Backofentür auszuhebeln, um die Pizza während der Pyrolyse-Reinigung bei 500 °C in den Ofen schieben zu können. Man riet mir davon ab, da ich möglicherweise den Küchenschrank, in den der Ofen eingebaut ist, auch gleich pyrolytisch reinigen würde.

So fing ich an, während der letzten Jahre immer mal wieder den Markt der Pizzaöfen zu beobachten. Bis auf einmal alles ganz schnell ging.

Und jetzt steht er im Garten: ein original italienischer Holzbackofen.

Image 19.08.15 at 12.29


Beim ersten Anheizen habe ich geweint vor Glück: 500 °C nach etwa 15 Minuten!

Natürlich ist wie so oft eine Menge Spinnerei mit im Spiel. Die folgenden Teig-Rezepte funktionieren ebenso in einem gut aufgeheizten Backofen hervorragend. Wenn ich recht überlege, haben die Pizzen, die ich auf dem Gasgrill oder im stinknormalen Backofen gebacken habe (sogar mit einem Pizzablech) immer allen geschmeckt.

Aber wenn man nach 60 Sekunden eine fertig gebackene, knusprige Pizza aus dem Ofen holt, das hat schon was.

Doch eigentlich geht es ja weniger um den Ofen; also zurück zum Teig.

Aus etlichen Versuchen sind diesbezüglich drei verschiedene Zubereitungen mit jeweils gleichen Zutaten entstanden. Lediglich die zugefügte Menge Hefe und die sich daraus ergebenen Gärzeiten variieren. Ich entscheide mich je nach Planung für die eine oder andere Version. Geschmacklich sind alle sehr lecker.

Zu den Rezepten -> hier klicken.


Image 19.08.15 at 12.30


Mit den beigefügten Rezepten schmeckt eine selbst gemachte Pizza in jedem Fall besser, als die belegten Kekse, die man im Kühlregal bekommt. Man sollte sich also nicht von dem Amtsblatt aus Neapel einschüchtern lassen. Die Farbe des Olivenöls darf sicherlich mal etwas abweichen, ohne die Pizza zu ruinieren. Mit der feil gebotenen Rolex-Kopie nimmt man es ja auch nicht so genau.

Aus dem Teig lässt sich übrigens ebenso ein leckeres Baguette, Brötchen oder Zwiebelkuchen backen. Einfach loslegen!

Noch eine kleine Anmerkung: Im oben erwähnten Europäischen Amtsblatt hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen: die Gärtemperatur ist hier mit 5° C angegeben, was jedoch nicht der im Originalblatt angegeben Zubereitung entspricht. Ein Vergleich mit den Original-Vorgaben zeigt, dass die richtige Gärtemperatur 25 °C beträgt. Für hiesige Verhältnisse eine recht hohe Raumtemperatur. In den kälteren Monaten kann man den Teig in den leicht erwärmten Backofen stellen.


thumb_Image 19.08.15 at 12.38_1024

"Nice, Alter!"

thumb_Image 13.09.15 at 21.17_1024


Am Wochenende hat unser Sohn mit seinen Freunden seinen 13. Geburtstag gefeiert. Eine gute Gelegenheit, meinen aktuellen Status auf dem Weg zur perfekten Pizza zu überprüfen.

Doch vorher ging es zum Schwimmen mit einer kleinen Einführung in die Jugendsprache.

Auf der Fahrt schrie plötzlich jemand „gelbes Auto!“ und schlug seinem Sitznachbarn auf den Arm. Der beschwerte sich darauf: „Alter, du sagst immer, ich soll nicht so krass zuschlagen und selber haust du fies mit den Knöcheln“. Wir waren also mitten in einem Spiel.

Während der Fahrt habe ich mir nach und nach die Regeln zusammengereimt: Immer wenn ein Fahrzeug gelb ist oder ein Kennzeichen eine Schnapszahl hat, darf der, der das Fahrzeug zuerst erblickt, den Sitznachbarn schlagen. Irgendwann waren die Jungs so engagiert dabei, dass einer rief: „Einhundertelfzig!“. Keine Ahnung, ob das zum Spiel gehörte oder einfach nur dem Enthusiasmus geschuldet war.

Auf dem Rückweg kamen wir am Posthof vorbei. Beim Anblick der zahlreichen (gelben!) Transporter rief jemand völlig überwältigt nur „Alter!“ und holte gerade zum Schlag aus. Der Bedrohte merkte jedoch panisch an: „Nee, Alter, als ob! Keine Firmenfahrzeuge!“

„Als ob!“ ist übrigens unser Lieblingsausspruch geworden. Damit kann man so wunderbar eine kritische Weltsicht zum Ausdruck bringen.

thumb_Image 13.09.15 at 14.10_1024

Nach dem Schwimmen gab es bei uns im Garten schließlich Pizza. Ich war gespannt auf das Urteil, zumal ein Freund von Phil gerade aus dem Toskana-Urlaub zurückgekehrt war.

Bevor es an das eigentliche Backen ging, haben alle mitgeholfen und die verschiedenen Zutaten zum Belegen der Pizza vorbereitet. Obwohl ich jedem ein scharfes Messer gegeben habe, sind sogar alle Finger dran geblieben.

thumb_Image 13.09.15 at 21.12_1024


Der Ofen hatte nach dem Aufheizen ca. 480 °C, wodurch die Pizza etwa 60 Sekunden zum Backen benötigte. Das war auch gut, denn wir konnten immer nur eine Pizza vorbereiten und belegen. Beim Zerschneiden der fertigen Pizzastücke habe ich mich gefühlt, als würde ich diese direkt in ein Piranha-Becken werfen.

thumb_Image 13.09.15 at 14.08_1024


Nachdem ich für sieben teils große Jungs neun Pizzen gebacken hatte, wurde der Konsum etwas langsamer. Auf meine Frage, ob es schmeckt, rief einer: „Nice, Alter!“.

thumb_Image 13.09.15 at 14.09_1024


Apropos groß: bei manchen von Phils Freunden hat sich das Gehirn noch nicht mit der Länge der Arme und Beine arrangiert. Man ist also den ganzen Tag damit beschäftig, den Inhalt aus umgestoßenen Flaschen aufzuwischen.

Später entwickelte sich ein lustiger Zeitvertreib mit den noch vollen Getränkeflaschen: einfach den Daumen in die Fritz-Cola stecken und so stark wie möglich schütteln. Wenn man den Finger dann noch aus der Flasche bekommt, spitzt der halbe Inhalt heraus und man ist von oben bis unten eingesaut. Und das ist total witzig, Alter.

Man kann sich natürlich auch zu dritt auf eine Kinderschaukel setzen. Oder einen 100 Jahre alten Reiskorb vom Flohmarkt als Basketball-Korb umbauen. Was man eben so macht an einem 13. Geburtstag.

thumb_Image 13.09.15 at 14.40_1024