Kräuterwanderung im Harz

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Wovon die Vorstände deutscher Großkonzerne nur träumen können, lässt die Veranstalterin einer Kräuterwanderung müde lächeln: eine Frauenquote von 80 %.
Als Anja und ich am Samstagmorgen um 11 Uhr zum vereinbarten Treffpunkt fuhren, erwarteten uns schon 12 rüstige Damen samt Kursleiterin.

Anja hatte mir diesen Ausflug zum Geburtstag geschenkt, und so starteten wir bei herrlichem Wetter - mit 13 Frauen und noch einem weiteren Mann, der etwas später dazu kam. Mein Gefühl, etwas fehl am Platze zu sein, wurde dadurch jedoch nicht entscheidend verbessert.

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Es ging gleich lustig los, als uns die Leiterin erklärte, woran man die männlichen und weiblichen Brennnesseln erkennen würde:

weiblicher Blütenstand: hängend (mit passender Bewegung ihrer beiden Hände), männlicher Blütenstand: waagerecht stehend. Ich habe schnell weggesehen, falls sie vorhatte, auch hierzu die passende Bewegung anzudeuten. In das große Gelächter der Frauen mischte sich eine Dame mit dem Einwand ein, dass es bei Männern doch auch hängen würde. Da bin dann schnell weitergegangen.

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Nach etwa 2 Stunden kannte ich so ziemlich alle Lebensmittelunverträglichkeiten der einzelnen Teilnehmerinnen und wusste, aus welchem der entdeckten Kräuter man einen tollen Tee zubereiten kann, der gegen Regelbeschwerden oder im Klimakterium hilft.

Wer die Frauen verstehen will, sollte an einer Kräuterwanderung teilnehmen.

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Aus kulinarischer Sicht waren die meisten Funde leider etwas eindimensional: die Kräuter eignen sich für Smoothies, Pesto oder man zieht sie durch Teig und frittiert sie. Vielleicht lag das Hauptaugenmerk bei der Suche eher bei den "natürlichen Heilkräften" und nicht so sehr hinsichtlich des Geschmacks. Bei mehr als 5000 essbaren Wildkräutern muss man sich entscheiden.

Mit anderen Worten: die von uns gepflückten Kräuter schmeckten erst einmal nach nichts, bei eher fester Struktur. Vielleicht ist aber auch meine zivilisationsgeschädigte Zunge nicht in der Lage, die feinen Nuancen herauszufiltern.

Apropos: so ziemlich alle der von uns entdeckten Wildkräuter verfügten über ausgeprägte Bitternoten, die nach längerem Kauen hervortraten.

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So erklärte sich dann vielleicht aber auch, dass die selbstgemachte Kräuterlimonade, die uns gegen Ende des Ausflugs serviert wurde, aus Apfelsaft mit Ananas-Minze bestand. Ich kann gar nicht glauben, dass Ananas-Minze ein Wildkraut ist. Bitter war es jedenfalls nicht.

Zwei Pflanzen waren dann hinsichtlich der Verwendung in der Küche ganz interessant:

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Die Blätter des Spitz- oder auch Breit-Wegerichs, den man fast überall findet, schmecken leicht nussig. Außerdem erinnern die noch geschlossenen Blütenstände (Bild oben rechts) geschmacklich an Pilze.
Interessant sind auch die feinen Blätter der "Wilden Möhre" (Bild oben links), die unglaublicher Weise nach Möhre schmecken.

So wird man eins mit der Natur: man steht auf einer Wiese am Berg, kaut auf einem kleinen Blatt herum und ist völlig begeistert, dass es nach Möhre schmeckt.

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Ein schöner Ausflug bei dem ich viel gelernt habe, über Wildpflanzen und Frauen.